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Kath. Kindertageseinrichtung St. MartinKath. KindertageseinrichtungSt. Martin

Pädagogische ArbeitGrundsätze der pädagogischen Arbeit

Kinder haben Recht auf Bildung. Die Verwirklichung dieses Rechts ist ein wichtiger Schritt hin zu mehr Chancengleichheit. Durch die Bildung sollen die Persönlichkeit, die Begabung und die geistigen und körperlichen Fähigkeiten des Kindes voll zur Entfaltung kommen.

Im Mittelpunkt des Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplanes stehen die Bildungsbedürfnisse, die Kinder bis zur Einschulung für ihre optimale Entwicklung haben. Daraus ergeben sich Erziehungsziele, die auch in der Ausführungsverordnung des Bayerischen Kinderbildungsgesetzes formuliert sind. Ihre Beachtung ist für alle Kindertageseinrichtungen verbindlich, die eine öffentliche Förderung erhalten.

Der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan beschreibt umfassend und systematisch Bildungs- und Erziehungsprozesse für Kinder von Geburt an bis zur Einschulung und schafft dadurch einen klaren Bezugsrahmen für die Arbeit in  Kindertageseinrichtungen und für die Zusammenarbeit mit den Grundschulen. Er gibt dem pädagogischen Personal einen Orientierungsrahmen und Anregungen an die Hand, wendet sich gegen fachliche Beliebigkeit und tritt ein für Chancengerechtigkeit und Qualitätsstandards für alle Kinder.

Förderung der Basiskompetenzen von Kindern                                                        

Als Basiskompetenzen werden grundlegende Fertigkeiten und Persönlichkeitscharakteristika bezeichnet, die das Kind befähigen, mit anderen Kindern und Erwachsenen zu interagieren und sich mit den Gegebenheiten in seiner dinglichen Umwelt auseinander zu setzen. Sie sind Vorbedingungen für den Erfolg und die Zufriedenheit in Schule, Beruf, Familie und Gesellschaft. Im Folgenden sind diese Basiskompetenzen aufgestellt.

Personale Kompetenzen

  • Selbstwahrnehmung
  • Selbstwertgefühl
  • Positive Selbstkonzepte

Motivationale Kompetenzen

  • Autonomieerleben
  • Kompetenzerleben
  • Selbstwirksamkeit
  • Selbstregulation                            

Kognitive Kompetenzen

  • Differenzierte Wahrnehmung
  • Denkfähigkeit
  • Gedächtnis
  • Problemlösefähigkeit
  • Phantasie und Kreativität

Physische Kompetenzen

  • Übernahme von Verantwortung für Gesundheit
  • Grob- und feinmotorische Kompetenzen
  • Fähigkeit zur Regulierung körperlicher Anspannung

Soziale Kompetenzen

  • Gute Beziehungen zu Erwachsenen und Kindern
  • Empathie und Perspektivenübernahme
  • Kommunikationsfähigkeit
  • Kooperationsfähigkeit
  • Konfliktmanagement

Entwicklung von Werten, Orientierungskompetenz

  • Werthaltungen
  • Moralische Urteilsbildung
  • Unvoreingenommenheit
  • Sensibilität für und Achtung von Andersartigkeit 
  • und Anders sein
  • Solidarität

Fähigkeit, Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme

  • Verantwortung für das eigene Handeln
  • Verantwortung anderen Menschen gegenüber
  • Verantwortung für Umwelt und Natur 

Fähigkeit, Bereitschaft zur Demokratischen Teilhabe

  • Akzeptieren und Einhalten von Gesprächs- und Abstimmungsregeln
  • Einbringen, Überdenken des eigenen Standpunkts

Lernmethodische  Kompetenz

  • Lernen, wie man lernt

Kompetenter Umgang mit Veränderungen, Belastungen

  • Widerstandsfähigkeit (Resilienz)

Bindung & Beziehung – Kinder stärken

Bildung in der Kinderkrippe kann nur gelingen, wenn sich die Kinder sicher und geborgen fühlen. Von Anfang an wird das Verhalten eines Kindes von seiner Bindung zu den Eltern und von seiner Neugierde, die Welt zu erkunden, geprägt. Fühlt sich ein Kind sicher, kehrt es zur Bindungsperson zurück und „tankt“ wieder auf. Kinder im Krippenalter können weitere stabile Beziehungen eingehen und so ihren Drang, die Welt zu erkunden, nachgehen.

Im Krippenalltag achten wir deshalb besonders auf

  • auf eine primär am Kind orientierte Übergangszeit, die gemeinsam mit den Eltern geplant und durchgeführt wird (angelehnt an das Münchner Modell)
  • auf die Signale der Kinder und reagieren darauf adäquat auf die Bedürfnisse der Kinder und geben ihnen die erforderliche Zeit (körperliche Zuwendung; Situationen, in denen das Kind die ungeteilte Aufmerksamkeit benötigt)auf gute Beziehungen zu anderen Kindern, damit auch neue Freundschaften gelingen


Beispiele aus der Praxis:

Im Krippenalltag finden sich immer wieder Übergangszeiten, in denen die Kinder besonders viel Aufmerksamkeit benötigen, etwa wenn ein Kind gebracht wird. Beim Ankommen achten wir genau auf die Signale, die das Kind aussendet. Oft brauchen die Kinder nur ein kurzes Innehalten, um sich wieder in der neuen Umgebung zurecht zu finden. Manchmal braucht jedoch ein Kind besondere Zuwendung. Pflege, die respektvoll und mit ungeteilter Aufmerksamkeit erfolgt, stärkt Selbstbewusstsein und Körpergefühl. Für Emmi Pikler, einer ungarischen Kinderärztin, spielt die Wickelsituation eine zentrale Rolle in der Interaktion zwischen Kind und der Bezugsperson. Wir nehmen uns deshalb ausreichend Zeit und schaffen eine ruhige Wohlfühlatmosphäre mit kleinen Massagen oder Fingerspielen.

Emotion & Sozialverhalten

Kinder im Krippenalter lernen immer mehr die Perspektiven von sich selbst und von anderen zu unterscheiden. Sie lernen Emotionen wie Angst, Wut bei sich und anderen kennen und ziehen ihre Schlüsse daraus.

Wir unterstützen die Kinder dabei, indem wir

  • auf Handlungen und Gesten der Kinder eingehen
  • Gefühle benennen
  • die Gefühlsäußerungen der Kinder ernst nehmen
  • mitfühlend zuhören
  • Konfliktlösungsstrategien anbieten

Beispiele aus der Praxis:

Soziale Beziehungen und Freundschaften zwischen Kindern stellen eine große Ressource für das Kind dar. Auch Konflikte bleiben nicht aus und sind für das Kind ein wichtiger Lernprozess. Wir beobachten dabei die Kinder sehr genau, verbalisieren die Emotionen der Kinder und greifen auch aktiv ein, wenn es die emotionalen Fähigkeiten der Beteiligten überfordert. Mithilfe von Geschichten, Bilderbüchern und Handpuppen zeigen wir ihnen Möglichkeiten zur Konfliktbewältigung auf.

Gesundheit

Essen, Trinken, Hygiene und körperliche Nähe sind Grundbedürfnisse der Kinder. Sie sind in diesem Alter noch komplett auf Erwachsene angewiesen. Wir bieten den Kindern

  • gesundes, täglich frisch zubereitetes Essen
  • ausreichende Bewegungsmöglichkeiten
  • ausreichend Zeit beim Toilettengang
  • ausreichend Zeit beim Händewaschen

Beispiele aus der Praxis:

Nach dem Morgenkreis machen wir Brotzeit, die vorher gemeinsam zubereitet wurde. Hier achten wir auf gesunde, ausgewogene Lebensmittel und stehen in engem Kontakt mit den Eltern über das Essverhalten und die Vorlieben der Kinder. Nach der Freispielzeit bieten wir ein warmes Mittagessen an. Hier haben die Kinder die Gelegenheit, selbst zu bestimmen, wie viel und was sie essen möchten. Unsere Köchin bereitet jeden Tag das Essen frisch zu. Dabei wird auch auf die besonderen Wünsche und Bedürfnisse eingegangen. Die Kinder haben die Möglichkeit in einem extra für Kinder angefertigten Spülbecken ihr Geschirr abzuwaschen. Vor dem Essen wird Wert darauf gelegt, dass alle Kinder ihre Hände mit Seife waschen.

Beim Wickeln nehmen wir uns besonders viel Zeit. Wir schaffen für die Kleinen eine vertrauensvolle Atmosphäre in dem die Kinder das Gefühl erhalten: „Hier ist die Erzieherin ganz für mich da.“ Ebenso viel Zeit nehmen wir uns, wenn die Kinder die Toiletten ausprobieren möchten.

Nicht nur gesundes Essen und Hygiene sind ausschlaggebend für die Gesundheit der Kinder, sondern auch ausreichend Bewegung beeinflussen diese sehr positiv. Wir tragen dafür Sorge, dass die Kinder möglichst jeden Tag im Freien sind. Damit wir die nähere Umgebung erkunden können, sind wir häufig mit unserem Krippenbus unterwegs. Auch der Garten hat viele Bewegungsanreize zu bieten. In unserem Krippengarten gibt es ein Spielhäuschen, einen Sandkasten und viele Krippenfahrzeuge. Hier haben die Krippenkinder auch die Gelegenheit, erste Kontakte mit den Kindergartenkindern zu knüpfen und deren Spielgeräte zu erproben. Schon bei der Planung haben wir besonders viel Wert darauf gelegt, dass der Gruppenraum viele Bewegungsanreize bietet. So haben wir uns für ein Spielhaus mit Rutsche und einer Röhre zum Durchkrabbeln entschieden. Im Ruheraum können die Kinder außerhalb der Ruhezeit mit Schaumstoffelementen und Alltagsmaterialien eine Bewegungslandschaft kreieren. Ein wöchentliches Highlight ist für die Kinder, wenn wir zum Turnen in die Schulturnhalle gehen. Viel Platz zum Rennen und Toben, Ringe, Kletterwand, Barren, Kasten, Bälle, Reifen und Matten bieten für jedes Kind Möglichkeiten neue Herausforderungen anzunehmen und zu meistern.

Kognition & Lernmethoden

Kinder entdecken die Welt mit allen Sinnen. Sie lernen durch eigenes Handeln, Beobachten, durch andere Kinder und Vorbilder.

Wir unterstützen dies 

  • im Bereich Kreativität durch die Bereitstellung von Farben, Stiften, Knete und verschiedensten Materialien
  • im Bereich Umwelt, Naturwissenschaft und Technik durch sinnliche Anregungen (Plantschen, Schütten), Betrachten von Schönheiten in der Natur ect.
  • im Bereich Mathematik durch das Anbieten von Spielen wie z.B. Kugelbahnen oder Materialien zum Ordnen und Sortieren
  • durch den Einsatz von Montessori-Materialien
  • durch vielfältige Angebote um Sinneserfahrungen machen zu können

Beispiele aus der Praxis:

Kleine Forscher brauchen einen guten Tastsinn. Unterschiedliche Bodenbeläge in den Räumen vermitteln beim Krabbeln unterschiedliche Reize. Diese Sinneserfahrungen werden dann zugeordnet und bei weiteren Experimenten angewandt. Ein Spiegel an der Wand bietet viele Möglichkeiten der Lernerfahrung. „Wie sehe ich aus? Wie kann sich mein Bild verändern, wenn ich die Spiegeloberfläche mit Fingerfarbe oder Rasierschaum bemale? Welche Spuren habe ich hinterlassen? Wie sieht mein Bild aus, meine Formen, meine Zeichen? Wieviel Platz habe ich noch? Wo sind die Grenzen?  Ein weiterer Bereich zum Sammeln von Erfahrungen ist der Waschraum. Die Duschwanne ist mit einem erhöhten Sockel umrundet. So können die Kinder erste Kneipperfahrungen sammeln, ihren Körper mit Farbe bemalen oder einfach nur plantschen. Während  unseren Ausflügen in den nahe gelegenen Wald lernen die Kinder jahreszeitliche Veränderungen, die Flora und Fauna kennen.  Einen breiten Zugang zur Mathematik eröffnet sich für die Kinder beim Spiel mit geometrischen Formen,  Puzzles, Sortiermaterialien  oder Würfelspielen.  

Kommunikation

Für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sind kommunikative Fähigkeiten eine Grundvoraussetzung. Kinder erwerben diese Fähigkeiten in täglichen Interaktionen mit Erwachsenen und anderen Kindern. Sprache wird bei uns gefördert durch:

  • Bilderbücher, Geschichten, Fingerspiele…
  • gemeinsames Singen
  • Musikinstrumente
  • aktives Zuhören
  • Gesprächsrunden      

Beispiele aus der Praxis:

Wir gehen auf alle Äußerung der Kinder ein und animieren sie zum Sprechen. Nachdem alle Kinder in der Kita angekommen sind, bilden wir gemeinsam einen Morgenkreis. Alle anwesenden Schmetterlinge werden namentlich begrüßt. So lernen die Kinder schnell, sich in der Gruppe zugehörig zu fühlen. Wir bieten den Kindern  Sprachspiele wie Fingerspiele oder Reime an, singen oder musizieren, spielen mit Handpuppen oder haben mit Kreisspielen viel Freude.

Positives Selbstkonzept

Ein wichtiger Schritt in den ersten Lebensjahren ist das Entdecken des eigenen „Ich“ und das Streben, die Welt selbständig zu erkunden. 

Wir vermitteln dem Kind, dass es wertvoll  und liebenswert ist, indem wir

  • die Kunstwerke der Kinder schätzen und sorgsam damit umgehen
  • dem Kind genau zuhören
  • Fotos von den Kindern machen und diese ansehen
  • den Kindern die Möglichkeit geben, sich selbst im Spiegel zu betrachten. Wir benennen dabei die Körperteile des Kindes
  • Kinder in die Arbeiten des täglichen Lebens einbeziehen

Beispiele aus der Praxis:

Die Kinder haben während der Freispielzeit die Möglichkeit, selbständig Spielmaterial und Spielpartner auszuwählen.

Spielmaterialien werden regelmäßig ausgetauscht, so dass für alle Kinder ein Anreiz geschaffen wird, Neues auszuprobieren. Wir achten besonders darauf, dass die Auswahl den Bedürfnissen der Kinder gerecht wird. Während dieser Zeit können Musikinstrumente ausprobiert, mit Knete gearbeitet oder Bilder gemalt werden. Es wird gekuschelt, erste Bilderbücher werden betrachtet oder mit Fahrzeugen wird gespielt. Für Rollenspiele stehen eine Kinderküche oder Bauernhoftiere zur Verfügung. Auch Puppen und Kuscheltiere dürfen nicht fehlen. Wir vermitteln dabei dem Kind, dass es für die Gemeinschaft wertvoll und liebenswert ist. Die Kunstwerke (gemalte Bilder, Gebautes) werden gemeinsam betrachtet und wertgeschätzt.

Schlüsselprozesse der Bildungs- und Erziehungsqualität

Beobachtungen

Die Beobachtung von Lern- und Entwicklungsprozessen jedes einzelnen Kindes bildet eine wesentliche Grundlage für unser pädagogisches Handeln. Die Planung von Angeboten und Projektarbeiten zusammen mit den Kindern, sowie deren Durchführung ist entscheidend für die Beobachtung von Lern- und Entwicklungsprozessen. Diese Angebote und Projektarbeiten ermöglichen uns einen pädagogisch sinnvollen Einsatz von Portfolios. Das Portfolio ist eine zielgerichtete Sammlung von kleinen Lerngeschichten, Fotos und Werken der Kinder und dient zur Umsetzung von Bildungs- und Erziehungszielen. Dies ermöglicht uns eine differenzierte und individuelle Dokumentation für jedes Kind. Beobachtungen sind der Ansatzpunkt für Elterngespräche und kollegiale Beratungen im Team. Zur Dokumentation unserer täglichen Beobachtungen arbeiten wir mit selbstentwickelten Beobachtungsbögen, die sich an den Entwicklungsbögen von Beller und Petermann&Petermann orientieren.


Mitwirkung der Kinder am Bildungs- und Einrichtungsgeschehen (Partizipation)

Partizipation bedeutet Mitwirkung, Mitgestaltung und Mitbestimmung. Kinder haben das Recht, an allen sie betreffenden Entscheidungen entsprechend ihrem Entwicklungsstand, beteiligt zu werden. Kinderbeteiligung umfasst Mit- und Selbstbestimmung. 

Bildungsprozesse , die Kinder und Erwachsene gemeinsam planen und gestalten, fördern und stärken die Kinder in ihrer Persönlichkeit.

  • Reflexion der Lerngeschichten mit den Kindern
  • Mitgestaltung des Morgenkreises (Auswahl der Lieder)
  • Übertragung von Verantwortungsbereichen (Tischdecken, Patenschaften)
  • Auswahl von Angeboten und Bildungsaktivitäten
  • Nutzung von Räumen in Kindergarten und in der Krippe